Es ist bereits januar und der flieder blüht schon
eine amerikanerin stürzt sich von der steilküste ins meer
und schwimmt direkt in den monduntergang

Seit die wölfe einander gefressen haben lebt es sich
wieder leichter und so kommt auch der moment
wo sich vom kloß im hals geschichten abwickeln
wie von einem wollknäuel dessen faden in die ewigkeit reicht

Die wellen im bauch branden an bewegliche finger
aus dem sonnengeflecht befreit sich die blutorange
alles klopft und sickert und steigt zu kopf
die hirnhälften drehen sich im kreis und treiben es
miteinander

So gesehen wäre die zeit gekommen zu irgend etwas
aber der sinn des lebens hält sich hinter tüchern versteckt
erdbraun und neonlila mischen sich zu einem gefühl

Wär ich keine dichterin müsste ich das ganze papier
im bauch herumtragen

aus „Nahe dem wortwendekreis“, Hain-Verlag, Rudolstadt, 1997